Durch neuste Forschungsergebnisse verstehen wir immer besser, welch enormen Einfluss das Darmmikrobiom auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden hat. Besonderes Augenmerk gilt der Ernährung mit ihrem Einfluss auf unseren Darm. Allerdings spielen auch weitere Verhaltensaspekte eine wesentliche Rolle im Darmflora-Spiel.
Studie – März 2023 (Schah et. al., 2023)
Durch körperliche Aktivität induzierte Veränderungen des Darmmikrobioms sind BMI-abhängig
Zusammenfassung
Hintergrund & Zielsetzung:
Körperliche Inaktivität ist eine der Hauptursachen für chronische Stoffwechselerkrankungen, einschließlich Fettleibigkeit. Es hat sich gezeigt, dass die Steigerung der körperlichen Aktivität die kardiometabolische und muskuloskelettale Gesundheit verbessert und mit einer ausgeprägten Zusammensetzung des Darmmikrobioms bei trainierten Sportlern in Verbindung gebracht wird. Allerdings ist die Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf das Darmmikrobiom von Nicht-Athleten, also Personen, die in ihrem täglichen Leben körperlich aktiv sind, noch nicht ausreichend untersucht. Diese Studie untersuchte die Rolle von körperlicher Aktivität und Handgriffstärke auf die Zusammensetzung des Darmmikrobioms bei Erwachsenen mittleren Alters (40–65 Jahre, n = 350) mit normalem Body-Mass-Index (BMI) (18,5–24,9 kg/m)2) und Übergewicht (25–29,9 kg/m)2).
Methode:
Körperliche Aktivität wurde mit dem Internationalen Fragebogen zur körperlichen Aktivität aufgezeichnet und die Handgriffstärke wurde mit einem Dynamometer gemessen. Serumproben wurden auf Lipidomik untersucht, während DNA aus Stuhlproben für die Mikrobiomanalyse extrahiert wurde.
Ergebnisse:
Übergewichtige Teilnehmende zeigten eine höhere Konzentration von Triacylglycerinen und niedrigere Konzentrationen von Cholesterylestern, Sphingomyelin und Lyso-Phosphotidylcholin-Lipiden (p < .05) im Vergleich zu denen mit normalem BMI. Darüber hinaus hatten übergewichtige Teilnehmende eine geringere Häufigkeit der Gattung Oscillibacter (p < .05). Der Einfluss der Aktivitäts-Dauer auf das Darmmikrobiom war BMI-abhängig. Bei normalen, aber nicht übergewichtigen Teilnehmern zeigte eine hohe Dauer an körperlicher Aktivität eine größere relative Häufigkeit kommensaler Taxa wie Actinobakterien und Proteobakterienstämme sowie Gattungen Collinsella und Prevotella (p < .05). Darüber hinaus war bei Männern mit normalem BMI eine höhere Griffstärke mit einer höheren relativen Häufigkeit von Faecalibacterium und F. prausnitzii (p < .05) im Vergleich zu einer geringeren Griffstärke verbunden.
Schlussfolgerung:
Insgesamt deuten die Daten darauf hin, dass der BMI eine wichtige Rolle bei der Modellierung von aktivitätsbedingten Anpassungen des Darmmikrobioms spielt.
Ableitungen für die Praxis
- Die Mikroorganismen in unserem Darm nehmen Einfluss auf eine Vielzahl von gesundheits- und krankheitsrelevanten Prozessen in unserem Körper, darunter auf Entzündungs- und Stoffwechselprozesse – und über unser Verhalten können wir die Ausstattung unseres Mikrobioms positiv beeinflussen.
- Mittlerweile wissen Forschende, dass unsere Organsysteme über hormonähnliche Botenstoffe Einfluss aufeinander nehmen. Bestimmte Zytokine aus Muskel- und Fettzellen werden beispielsweise über das Blut in den ganzen Körper verteilt. So wirkt sich das Muskel- und Fettgewebe unter anderem auf das Verdauungssystem aus und beeinflusst die Zusammensetzung des Darmmikrobioms.
- Neben einer vielfältigen und natürlichen Ernährungsweise hilft regelmäßige körperliche Aktivität, ausreichend Muskelmasse und -kraft und eine reduzierte Körperfettmasse die Zusammensetzung des Darmmikrobioms positiv zu beeinflussen.